Safaga 2004

Hier ist ein kleiner Bericht über meine praktische Tauchlehrerprüfung in Safaga im April 2004

oder: der 9-tägige Schwäbischkurs in Safaga...

Als ich 2000 den Übungsleiter machte, hätte ich mir nicht träumen lassen, dass mich erst 4 Jahre später, nämlich am 06.04.2004 um 4 Uhr, der Wecker aus dem Schlaf riss, um endlich den TL* machen zu können.

Ich trank also noch ein letztes Mal einen echten deutschen Schaumkaffee aus der Senseo, nahm meine 50 kg Gepäck und fuhr mit Claudi zum FMO.

Von dort aus ging es mit einer 737-800 von Hapag-Lloyd nach Stuttgart. Dort traf ich weitere 16 TL*-Kandidaten plus 6 hochdekorierte TL; bis auf eine Ausnahme (aus dem Osten) allesamt aus dem Schwabenländle.

Gemeinsam ging es weiter nach Marsa Alam - und von dort aus noch weitere 2 Stunden mit dem Bus nach Safaga, wo wir im Lotus Bay untergebracht waren. Wegen der krummen Anzahl der Teilnehmer hatte ich das Glück ein Doppelzimmer zur Alleinnutzung zu bekommen.

das Bad mit Dusche
schlaf ich nun links oder rechts ?
Blick auf die Miniterasse, links Kühlschrank und Fernseher, rechts oben Klimaanlage
Blick aus dem Fenster
der Ausblick

Aufnahmen vom Lotus Bay, Zimmer 171

Nachdem das Gepäck im Zimmer verteilt war, ging es zur Begrüßung und Einweisung an die angeschlossene Orca-Basis, die zu meiner Zufriedenheit sehr gut organisiert war. Unsere Ausrüstungen wurden untergebracht und uns die Alia II (unser Boot) gezeigt. Das war´s auch schon für den Tag. Erschöpft wurde das Buffet getestet und jeder von uns fiel müde ins Koma.

orca basis
Beladungsprozedur

Ab jetzt hieß es täglich 6.30 Uhr wecken, 7 Uhr Frühstücksbuffet, 7.45 Uhr Treffen an der Basis, 8.15 Uhr Ausfahrt. Wenn man bedenkt, dass ich sonst erst 8.30 aufstehe...

Nach dem ersten Referat ging es auch gleich zum ersten Tauchgang nach Ras Abu Soma. Check-TG mit Tarierübungen (Bleimenge), Gerät im Wasser anlegen, Boje setzen, usw.

büffeln...

Es folgten wieder jede Menge Referate und es wurden auch welche an uns vergeben. Dann gab es Medizinthemen für den ÜL-B, denn den musste ich auch gleich mitmachen, was man mir erst zwei Wochen vorher offerierte.

Und das hieß wiederum, dass ich nächtelang zuhause zwei Referate und Ausarbeitungen vorbereiten musste und vor allem einen dicken Ordner voll ÜL-B-Stoff vor dem Abflug lernen musste.

Mein Lieblingsthema: Soziale Kompetenz – Emotionale Intelligenz (grrrrr). Das geht so ein bisschen Richtung: „Haben Sie mal Feuer? Nein, aber wir können ja mal darüber reden...“

Aber Scherz bei Seite, es gab ja auch noch andere praktischere Themen.

Am 08.04.04 gab es den 2. Tauchgang (Aufstieg unter Wechselatmung) und wieder jede Menge Referate. Hier waren einige Themen, die ich bereits kurz vorher 3 mal gehört hatte...

Bei jedem Tauchgang wurde übrigens die Boje gesetzt, ein genauer Stopp eingehalten, die Maske mehrmals geflutet, ohne Maske minutenlang getaucht oder auf 15m ohne Maske abgetaucht und weitere kleine „Schweinereien“.

ordentlich aufgeräumtes Boot, oder?

EAN 32 für alle

Geballte Nitrox-Ladung...

Es folgte am Tag drauf der 3.TG (Aufstieg ohne Flosseneinsatz). Dann standen noch Seemannschaft (Voraussetzung TL**), Nitrox-Bronze und dann Apnoe-Silber-Untericht auf dem Programm. Also jede Menge Theorie...

Während der Tauchgänge war stets der Taucharzt anwesend.

unser doc

Hier mit dem netten Overall

Man kann es schlecht lesen, aber es steht drauf:

Tauchen bis der Notarzt kommt...

Am 10.04.04 ging es dann am Panoramariff (Michael L. und Torsten K.: Ihr kennt ja das schöne Riff) richtig los. 650m Schnorcheln in kompletter Ausrüstung; wir glaubten, es waren erheblich mehr, denn das Schlauchboot, um das wir wenden sollten, setzte immer wieder um. So mussten wir „zick-zack“ schwimmen... Danach TG 4 (Aufstieg unter Wechselatmung), wie immer mit einigen Extras. Es folgten Referate durch uns, dann setzten wir um zum Gama Kebir, wo der TG 5 (Retten eines bewusstlosen Gerätetauchers) inkl. Rettung ins Schlauchboot, Rettungsschlinge, HLW, O²-Koffer usw. auf dem Programm stand. Nach dem Essen gab es wieder Unterricht Nitrox. Wieder war es ein 14 Stundentag.

Mit dieser Rettungsschlinge kann man verunfallte Taucher relativ einfach an Bord holen, wenn man es entsprechend übt.

rettungsschlinge

Sofern wir nach dem Abend-Buffet nicht zu erschlagen waren, trafen wir uns immer noch auf ein Stella oder Sakara (lokale Biersorten) an der Strandbar, um die Tauchgänge und damit verbundenen Übungen vorab zu besprechen.

links uwe (guide), christine und die becks
günter, gerhard und otto
bodo und dagmar
andreas und dagmar

Tagsüber war jeder mal als TLvD (Tauchlehrer vom Dienst) dran. D.h. man war für die Zeit sozusagen der Boss vom ganzen. Auf Sicherheit wurde wohl von den Prüfern der größte Wert gelegt.

Sonntag den 11.04.04 war der Frühstücksraum seltsam dekoriert. Ach ja, es war Ostern, dass hatte man unsererseits fast ganz vergessen.

Ich hatte allerdings einen Osterhasen ohne Schlappohren in meinem Schuh am frühen morgen. Ich schmiss panisch meinen Schuh in die Ecke, als etwas an meinem Fuß krabbelte. Aber es war keine Schlange, kein Skorpion, keine Kaki, sondern: er wars! Ein Babygekko hat in meinem Schuh geschlafen.

gekkobaby

Auch die Schokoladeneier in den Tauchboxen erinnerten uns dann doch noch mal daran. Nun folgten Apnoe-Silber-Übungen. Hierzu gehören u.a. jeweils in Neopren 1:30 min Zeittauchen, 15m tief abtauchen, 40m Streckentauchen, 5m abtauchen – 20m weit tauchen – 5m wieder rauf und so weiter. Dann ging es zu den 7 Säulen (Tobia Arba) um den 6. Tauchgang (Gruppenführung und natürliche OT) zu absolvieren. Hier hatten wir beim Tagtauchgang Bekanntschaft mit einer Schildkröte gemacht, die gar nicht daran dachte, das weite zu suchen, als wir bis auf 20cm nah dran waren. Dann wieder Referate und danach Tauchgang 7 (Nachttauchen). Der war übrigens trotz Übungen superschön!

Ostermontag hieß es erst mal auf zum Middle Reef, um einen km zu Schnorcheln (oder zwei ? oder drei ?). Danach TG 8 (OT mit technischen Hilfsmitteln) und passend zum Ostermontag TG 9 (Kompasskurs in Form einer Eieruhr und Hilfestellung bei Problemfall UW). Gar nicht so einfach einen Kurs in „Eieuhrform“ abzutauchen, aber es hat gut geklappt. Wir haben die vorher gesetzte Boje souverän wiedergefunden. Diverse Referate folgten, wie immer.

Dienstag war am Ras Abu Soma Nord der 10. TG (Aufstieg ohne Flosseneinsatz) und der 11. TG (Drift-TG), bei dem ich wieder mal die Gruppenführung hatte. Abends war wieder Nitrox Unterricht und auch die dazugehörige schriftliche Prüfung dran.

Am Mittwoch, den 11.04.04 ging es dann nach diversen ABC-Übungen an den letzten TG (Tieftauchen und alternative Luftversorgung) zum geliebten Panorama-Riff. Hier war ich wieder Gruppenführer. Wir tauchten auf 39 m ab, begleitet von einem Napoleon und bekamen Aufgaben auf unseren Tafeln gestellt, mussten die Maske fluten und einen Knoten machen (Palstek, was sonst). Sobald der erste Tauchcomputer Deko anzeigte durften wir austauchen. Ab 6 m Tiefe durfte ich die Gruppenführung an den Prüfer abgeben, und wir konnten das erste mal ein bisschen Funtauchen. Es folgte noch der schriftliche Apnoe-Silber-Test und dann hieß es schnell den Koffer packen und die Ausrüstung verstauen, denn es war vollbracht!

Wir trafen uns am Hotelempfang und fuhren mit den Minibussen nach Safaga-Downtown zu einem versteckten einheimischen Fischrestaurant. Dort war es (wie oft) geduldet, eigenen Wein mitzubringen, denn die Ägypter schenken in den „Nicht-Touristen-Restaurants“ keinen Alkohol aus. Ich entschloss mich für ein Fläschchen Weißen, der gut zu der georderten Fischplatte passte, die ausgezeichnet schmeckte! Vor dem Essen wurden die Tauchpässe, Urkunden und Tauchlehrertaschen mit Inhalt an die Prüflinge verteilt, die es geschafft hatten. Und ich war einer davon! Gott sei dank. Es wurde dann noch mal bestätigt, dass ich es ja eigentlich doppelt so schwer hatte, weil ich eben immer nur die Hälfte von dem Schwäbisch verstanden habe (siehe ganz unten!).

wlt tl-umarmung

Die Übergabe der Urkunde

sogar unter männern :-)

Angedudelt ging es dann zurück zum Hotel, wo wir bis 3 Uhr weitere Sakara  an der Strandbar tranken und uns (fast alle) über unseren Erfolg freuten.

Morgens wachte ich angezogen und bei voller Beleuchtung auf. Ich lag auf dem Bett neben diversen noch ungepackten Sachen. Ich hatte nicht mal den Wecker gestellt und malte mir aus, wie es wohl wäre, wenn ich 2 Stunden später aufgewacht wäre...

Wir trafen uns noch mal am Bootssteg für ein Gruppenfoto (siehe unten) und dann ging es zum Frühstück. Hier fiel mir auf, dass ich mein Flug-Ticket gar nicht mehr hatte. Nach verzweifeltem Suchen fiel es mir dann doch in die Hände, puh.

Also gaben wir unsere letzten Pfunde für Kaffee auf der Hotelterrasse aus, während wir auf den Bus warteten. Nun ging es wieder 2 Stunden bis Marsa Alam und von dort aus nach München.

iiih gitt

 Gut gelaunt am Flughafen haben sich doch dann tatsächlich die Schwaben auf einen Gastronomiestand gestürzt um rohe Bratwürste mit süßem Senf, Brez´n und ein Weizen zu bestellen. Ein Brez´n und ein Weißbier habe ich natürlich auch zu mir genommen, aber diese komische Weißwurst, die man aus seiner Pelle schabt und genüsslich in den Mund schiebt, ist nun wirklich für uns Münsteraner ungenießbar! Das habe ich nach einer Zwangs-Probe feststellen müssen.

Nun ging der Schwabenflieger nach Stuttgart und meiner 10 min. später nach Düsseldorf, wo Claudi mich in Empfang nahm. Bald darauf haben wir es auch über die fast autofreie Bahn nach Münster geschafft. Ich brauche wohl nicht erwähnen, dass ich bis zum nächsten Mittag durchgeschlafen habe...

Alles in allem habe ich sehr viel dazu gelernt: tauchtechnisch, menschlich und nicht zuletzt auch schwäbisch. 9 Tage in der ägyptischen Sonne, aber im Schulungsraum waren wohl die Neonröhren nicht intensiv genug, denn mit braun werden war da nix...

Alle Prüflinge und Prüfer

Und an dieser Stelle danke an alle Prüfer !

alex
günter, Ausbildungsleiter wlt
gerhard
christine, tl3-Anwärterin aus Bayern
udo
paul
bernd, doc

Hier noch ein nette Antwort auf meinen Bericht auf Schwäbisch:

Halli hallo hallöle Andreas,

Dei hompedsch hod mir guat gfalla - echd subber. So broffessionell han i des noid oft gsäha. Ond dass du onsrn scheena Dialeggd ed verlernschd, schreib I dir des uff schwäbisch. Wenn de zom läsa en Dolmedschr brauchschd, na musch des oifach ama Schwoba schigga, der kah dir des iebrsedza.

mid freindliche Griaß

Hans-Thomas

kleiner Tip auf hochdeutsch: Laut vorlesen, dann wird es verständlich

 

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